NÖN: FJB: Langsamer denn je

AUSGEBREMST /  Seit der durchgehenden Elektrifizierung der FJB im Jahr 1995 sind die Züge deutlich langsamer geworden.

VON STEFAN HAWLICEK

GMÜND /  „Neues, attraktives Fahrplanangebot mit bedeutenden Fahrzeitverkürzungen bei den Schnell- und Eilzügen zwischen Wien FJB und Gmünd.“ Mit diesem Satz haben die ÖBB anlässlich der durchgehenden Elektrifizierung der Franz-Josef-Bahn (FJB) zwischen Wien und Gmünd im September 1995 die Werbetrommel für das neue Fahrplanangebot gerührt.

Pendler aus Gmünd waren mit dem „Waldviertel Express“ in 1:55 in Wien FJB, die untertags verkehrenden Taktzüge legten die 167 Tarifkilometer in durchschnittlich 2:09 zurück. „Bald 17 Jahre später ist von den Fahrplanaktivierungen leider nicht mehr viel übrig geblieben“, kritisiert Landtagsabgeordneter Ing. Johann Hofbauer (ÖVP) im Gespräch mit der NÖN. Der mittlerweile auf den Namen „Waldviertel Bote“ umgetaufte Paradezug für Tagespendler ist mit 2:04 die derzeit schnellste Verbindung in die Bundeshauptstadt. Trotz zweier zusätzlicher Halte (in Hirschbach und in Klosterneuburg-Weidling) ist er von der für die FJB magischen Zweistunden-Grenze immerhin vier Minuten entfernt.

Noch drastischer ist die Gegenüberstellung der während des Tages verkehrenden Taktzüge. Wer im Herbst 1995 um 8:50 in den Zug nach Wien gestiegen ist, war nach 2:09 in Wien FJB. Im aktuellen Fahrplan verlässt der in annähernd der selben Fahrplanlage angeordnete REX2109 Gmünd um 9:11 und ist mit einem zusätzlichen Zwischenhalt um 11:31 in Wien FJB. „Der Zug ist damit um sagenhafte 11 Minuten länger unterwegs als im Herbst 1995“, wundert sich Hofbauer.

Stattliche 13 Minuten Differenz bringt eine Gegenüberstellung der ersten Abendverbindung nach Wien ans Tageslicht. Der E1677 war im Fahrplanjahr 1995/1996 nach 2:11 in Wien FJB. Der REX2117 braucht dafür heute, wieder mit einem Zwischenhalt mehr, 2:24. „Bei den selben Rahmenbedingungen fast eine viertel Stunde länger unterwegs zu sein, ist für mich einfach unerklärlich“, wundert sich Hofbauer. Die von den ÖBB bei den traditionell im Spätherbst stattfindenden Fahrplandialogen in Gmünd vorgebrachten Argumente, wonach sich die Züge aus dem Waldviertel ab Absdorf-Hippersdorf bzw. Tulln auch nach anderen Fahrplanangeboten richten müssen, lässt er nicht gelten. „Mit dem Zweistundentakt spielt die Bahn im Waldviertel als öffentliches Verkehrsmittel ohnehin nur mehr eine Nebenrolle. Gerade deswegen sollte man sie wieder schneller und nicht langsamer machen.“ Bei Strecken, die im Stundentakt oder gar im Halbstundentakt bedient werden, fallen einige langsamere Züge sicher nicht so ins Gewicht.

Quelle: NÖN Gmünd Online