Kurier: Franz-Josefs-Bahn: Nicht „auf Schiene“

Franz-Josefs-Bahn: Nicht „auf Schiene

Die Bahn Wien-Gmünd soll wieder eine internationale Strecke werden und gleichzeitig Bedürfnisse der Region bedienen.

Seit 140 Jahren rollen Züge auf den Schienen der Franz-Josefs-Bahn. Heute von Wien durch das Wein- und Waldviertel bis Gmünd, einst sogar bis Prag und Berlin. Anlässlich einer Jubiläumsfahrt am vergangenen Wochenende sprach der KURIER mit Oberhäuptern der Gemeinden an der Strecke, die sich mit Kritik und Forderungen nicht zurückhalten. Sie wünschen sich ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Strecke, praktischere Fahrpläne und international geführte Züge.

„Wenn ich höre, die Franz-Josefs-Bahn ist die Waldviertel-Bahn, werde ich sauer“, sagt Opelka. Er erinnere sich an längst vergangene Zeiten, noch vor der Grenzöffnung. „Damals fuhren internationale Züge auf der Franz-Josefs-Bahn. Genau das möchte ich wieder haben. Die Strecke wäre zum Beispiel die schnellste Verbindung nach Prag“, betont das Gmünder Stadtoberhaupt. Derzeit sei er mit der Bahn nicht wirklich zufrieden. „Die Fahrzeiten vor 20 Jahren waren schneller als heute. Natürlich will jede Gemeinde, dass der Zug in ihrem Bahnhof Halt macht. Aber vier Stopps müssten reichen“, sagt Opelka.

Hier gibt es auch ein Waldviertel-internes Problem. Das ist etwa Willibald Jordan, dem Bürgermeister von Eggenburg im Bezirk Horn, bewusst: „Natürlich wollen die Leute aus Gmünd so schnell wie möglich nach Wien fahren. Aber auch für uns ist es wichtig, dass die Bahn einen Halt einlegt“, betont er.

Auch ÖBB-Regionalmanager Michel Fröhlich leidet unter den widersprüchlichen Forderungen: „Jeder will einen Zugstopp und schnell nach Wien.“

In der Kleinregion Manhartsberg seien bis zu 1200 Pendler täglich auf die Züge angewiesen. „Wir führen zwei Mal im Jahr mit unserem Pendlerbeirat Gespräche mit den ÖBB. Diese bringen in punkto Fahrplan auch immer wieder Verbesserungen“, sagt Jordan. Dennoch hat er einen großen Wunsch: „Wir brauchen einen zweigleisigen Ausbau der Strecke. Dadurch würden sich die Probleme mit den Fahrtzeiten entspannen“, ist er überzeugt. Franz Göd, Bürgermeister von Sigmundsherberg im Bezirk Horn sieht es genauso: „Ein zweigleisiger Ausbau der Strecke könnte auch für den Güterverkehr Vorteile bringen, wodurch unsere Gemeinden für Firmen-Ansiedelungen interessanter werden könnten“, sagt er. Die Franz-Josefs-Bahn hatte und habe immer noch große Bedeutung für seine Gemeinde. „Mit unserem neuen Siedlungsgebiet wollen wir junge Familien ansprechen. Viele müssen aber in Wien arbeiten und können mit der Bahn in 70 Minuten dort sein. Das ist ein wesentliches Argument, um neue Mitbürger zu bekommen“, sagt er.

Immer wieder aufkeimende Gerüchte, die Strecke könnte eines Tages eingestellt werden, stören die Ortschefs. „Es muss einmal ein klares Bekenntnis zur Franz-Josefs-Bahn geben“, sagt Jordan. „Man darf die Bahn auch nicht verkommen lassen. Dann wird sie ganz sicher Zukunft haben“, ist Opelka überzeugt.

„Internationale, durchgehende Züge zwischen Wien und Prag oder Budweis“, forderten auch Landtagsabgeordneter Johann Hofbauer oder Pensionistenverband-Obmann Hannes Bauer im Rahmen der Jubiläumssonderfahrt.

Quelle:  Kurier Online Artikel vom 04.10.2010 21:00 | KURIER | Markus Wurtz, Gilbert Weisbier